Spielsucht – Komplexität verstehen

Im Hintergrund bunte Spielautomaten, im Vordergrund die Siluette einer schwarzen Schattengestalt in gebeugter Haltung und Blick auf die Glücksspiele

Spielsucht oder jede andere Sucht ist, was sie ist, eine Sucht. Sie bedeutet Abhängigkeit und Kompensation von speziellen Dingen oder Personen.

Sucht hat so viele Gesichter

Süchte gibt es wohl in so ziemlich allen Bereichen des Lebens, überall dort, wo es Menschen gibt. Hier einige Beispiele, die zeigen, wie weit sie verbreitet und inmitten der Gesellschaft angekommen sind. Es sind die Sucht nach:

Alkohol, Drogen, Medikamenten, Verhalten wie Liebe, Zuwendung und Aufmerksamkeit; Spiele, Tabak, Medien- Nutzung, Sonstige Rauschmittel, Sex, Essen, Sport, Kaufen….

Mit Sicherheit gibt es noch einige mehr. Das liegt einfach auch daran, dass es so viele Möglichkeiten gibt, Ersatzkompensation zu finden, weil unser Leben ebenso viele Möglichkeiten bietet.

Anhand dieser Aufzählung lässt sich erkennen, wie vielschichtig das Thema Sucht grundsätzlich ist und Spielsucht ist davon nur ein bestimmter Teil. Die Erkenntnisse aus der Persönlichkeitsforschung liefern einen guten einheitlichen Nenner. Er besteht darin, dass unterschiedlich Betroffene allesamt erhebliche Defizite in ihrer persönlichen Entwicklung aufweisen.

Ob das die wenig bewusste Wahrnehmung der eigenen Realität ist oder der eingeschränkte Selbstwert, die erworbenen hinderlichen Prägungen aus Familie und Gesellschaft oder das selbst geschaffene Lebensumfeld – immer gibt es einen Spielraum, den die Betroffenen noch nicht für sich ausgeschöpft haben.

Dort liegen all ihre Möglichkeiten, sich zu entwickeln, das Hinderliche abzustellen und neue Muster im Verhalten und Reagieren zu lernen. Das Schlimme ist nur, niemand hat ihnen rechtzeitig gesagt oder gezeigt, wie das geht. Sie konnten sich nicht vorbereiten und nicht stark werden und müssen nun aus der Sucht heraus agieren. Das ist ein schwerer Weg.

Doch es gibt viele Angebote und Möglichkeiten, viel Hilfe und Anregung und Begleitung. Je offener und breiter dieses Thema an die Öffentlichkeit geht, auch als Hinweis auf Prävention im eigenen Fall, desto eher wird es möglich sein, eine breite Basis für diese Thema zu schaffen, bei der niemand mehr stigmatisiert oder ausgegrenzt wird.

Niemand ist davor gefeit. Jeden kann es treffen. Deshalb ist es auch so sinnvoll, dieses Thema mehr in die Öffentlichkeit zu tragen und auch daran zu arbeiten, dass wir einander im Alltag mit Verständnis und Offenheit begegnen, ganz besonders dann, wenn es eben nicht gut läuft.

Die Öffentlichkeit dafür nutzen – Der Suchtkongress

Hier können sich Experten aus Forschung und Wissenschaft öffentlich über das Thema Sucht und alle angrenzenden Auswirkungen austauschen und tragen dazu bei, dass es öffentlich wahrgenommen wird.

Auf der Website www.deutschersuchtkongress.de wird für den September 2022 in München von der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie e.V.  in Hamm der Kongress angekündigt.

Dort werden die Fachleute aktuelle empirische Daten und theoretische Konzepte aus den Gebieten „der neurokognitiven, medizinischen, psychologischen und anderen grundlagenorientierten Biowissenschaften … mit Ergebnissen anwendungsbezogener Therapie- und Versorgungsforschung sowie Berichten aus der Versorgungspraxis verzahnen.“ (Quelle: www.deutschersuchtkongress.de)

Auch aktuelle Themen und Trends wie die Finanzierung der Tabakentwöhnung, neue Psychoaktive Substanzen, veränderte Konsummotive, exzessive Mediennutzung, Cannabis-Legalisierung, Potenzial von Halluzinogenen, Rauscherfahrungen und Suchtprobleme im Jugendalter, spezifische Süchte im Alter, neuartige Vertriebswege fließen in die Agenda ein.

Egal, ob betroffen oder nicht, es sind gesellschaftliche Themen, die uns alle angehen. Und dass sie bereits in die Breite der Gesellschaft gelangt sind, sehen wir täglich an all den Nachrichten unserer Zeit. Weil jeder von uns irgendwann betroffen sein könnte oder einfach nur, weil es zu unserer Verantwortung auch füreinander gehört, kann es nicht schaden, mehr darüber zu wissen.

siehe auch Beitrag: “Spielsucht – Grundverständnis entwickeln”

Hier kann der Beitrag angehört werden: