Spielsucht – Grundverständnis entwickeln

Im Hintergrund bunte Spielautomaten, im Vordergrund die Siluette einer schwarzen Schattengestalt in gebeugter Haltung und Blick auf die Glücksspiele

Im Bereich des Online-Lotto-Spiels ist hier die Glücksspielsucht oder Online-Spielsucht gemeint.

Was steckt hinter Spielsucht?

Sie wird auch Pathologisches Spielen oder zwanghaftes Spielen genannt. Im allgemeinen Sprachgebrauch hat sich der Begriff Spielsucht etabliert. Sucht allgemein ist die generelle Abhängigkeit von etwas.

Spielsucht gilt unter Fachleuten als eine Impulskontroll-Störung. Das bedeutet wie der Name schon sagt, dass bei den Betroffenen eine Störung der Fähigkeit vorliegt, die eigenen Impulse zu kontrollieren.

Damit drückt sich Spielsucht darin aus, dass der Spieler nicht in der Lage ist, dem Impuls von Glücksspiel oder Wetten zu widerstehen. Selbst dann, wenn durch sein Handeln gravierende Folgen für sein persönliches oder berufliches Umfeld drohen oder schon eingetreten sind, kann er das Spielen nicht lassen.

Solche Impulskontroll-Störungen gelten als Verhaltens-Störungen. Es werden vom Süchtigen ständig bestimmte Verhaltensmuster wiederholt. Diese Muster folgen keiner Vernunft und sind ohne spezielle Intervention nicht kontrollierbar.

Im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung werden Personen mit diesen Störungen häufig als Menschen wahrgenommen, deren Selbstwert und Selbstvertrauen nicht besonders stark ausgeprägt sind. Bestimmte Ereignisse oder Alltagsroutinen haben bei diesen Menschen dazu geführt, dass sich schleichend Kompensationsprozesse entwickelt haben, die heute mit Schwierigkeiten und Problemen wieder auf sich aufmerksam machen.

Spielsucht ist eine Sucht

Wer hätte das gedacht! Natürlich ist sie das. Doch Sucht als solche hat auch unendlich viele Gesichter. Ihr Fassetten-Reichtum ist genauso umfangreich wie die Vielfalt der Menschen.

Jeder Mensch ist eine ganz besondere Ansammlung von Persönlichkeits-Aspekten, die entweder hinderlich oder förderlich in Hinblick auf eine mögliche Suchtgefahr sein können.

Nicht nur die genetische Ausstattung von Menschen, sondern auch ihr gesamtes Lebensumfeld, von Kindesbeinen an, prägt sie. Inwieweit der eine oder andere Faktor dabei eine größere oder kleine Rolle spielt, ist letztlich nicht genau feststellbar.

Doch Wissenschaft und Forschung arbeiten an vielen Fragen und Projekten zum Thema Spielsucht. Wenn diese Fülle an Informationen manchmal auch irritiert, es hat in der Vergangenheit schon immer viele Hilfsangebote für Betroffene gegeben, und es wird sie auch weiterhin geben.

Wege aus der Spielsucht

Für Spieler, Angehörige, Kollegen, Freunde – für alle gibt es gute Möglichkeiten, sich über dieses Thema zu informieren und sich weitergehende Hilfe zu holen. Niemand muss allein mit diesem Thema sein, und niemand darf dafür verurteilt werden.

Den Süchtigen selbst stehen die Möglichkeiten auf mindestens drei Ebenen zur Verfügung: An erster Stelle steht die Notfall-Intervention, also Hilfe im akuten Fall. Sie geht allem voran, um Leben zu erhalten und zu schützen. Ihr schließen sich Therapien mit verschiedenen Schwerpunkten an (s. auch Spielsuchttherapie, Spielsuchthilfe), damit der Süchtige Wege findet, seine Sucht-Muster bewusst zu überwinden oder angemessen zu kontrollieren. Um diese neuen Alltags-Muster zu festigen und nachhaltig den eigenen Selbstschutz aufzubauen, bieten sich dann Coachings mit dem Schwerpunkt Stärkung von Selbstwert und Selbstbewusstsein an.

Darüber hinaus sind natürlich alle sonstigen Möglichkeiten, die das Leben so bietet, auch geeignet, einem Süchtigen begleitend zu helfen, mit der Spielsucht zurecht zu kommen. Sport, Kunst, Kultur, Gemeinschaft, Familie, Freunde – alles kann hilfreich sein, sofern es dem Betreffenden in seiner Absicht zur Sucht-Überwindung dient.

Links zur Unterstützung bei Spielsucht

Menschen, die persönlich von einer solchen Sucht betroffen sind, haben oft Schwierigkeiten, sich mitzuteilen. Aus unterschiedlichen Gründen wie Unwissenheit und auch Scham, Hilflosigkeit und anderen ist es ihnen in ihrer Not nicht möglich, Zutrauen zu fassen und zu erkennen, wo sie Hilfe bekommen können.

Daher im Folgenden drei Anlaufpunkte, die sehr hilfreich sein können:

  1. Landesstelle Glücksspielsucht in Bayern unter https://www.verspiel-nicht-dein-leben.de/;
  2. Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz und Sucht.Hamburg gGmbH unter https://www.automatisch-verloren.de/;
  3. Anonyme Spieler Interessengemeinschaft e. V. unter https://www.anonyme-spieler.org/.

Weil jeder Mensch anders tickt als ein anderer, braucht auch jeder etwas anderes an Hilfe. Die Angebote sind vielfältig und ermöglichen jedem Betroffenen zunächst, eine allererste Auffangmöglichkeit zu finden. Das ist der erste Schritt. Vielleicht ist es auch der wichtigste.

Von dort aus leiten die Fachleute jeden Hilfesuchenden kompetent weiter. Es bleibt natürlich seine Entscheidung, welchen Weg er gehen will.

siehe auch Beitrag: “Spielsucht – Komplexität verstehen”

Hier kann der Beitrag angehört werden: